wurde am 21. April 1903 in St. Bartholomae (Schwab. Alb) als dritter Sohn des evangelischen Pfarrers Ernst Max Weidelener geboren. Er studierte nach Besuch des humanistischen Gymnasiums
Philosophie, Theologie und Musikwissenschaften in Tübingen, Berlin und Rostock. 1924 schloß er sich der von Rudolf Steiner begründeten religiösen Erneuerungsbewegung an, in der er bald eine
führende Funktion einnahm. Zuletzt übte er diese Tätigkeit in Augsburg aus, löste sich aber 1933 von der Anthroposophie und gründete die Religionsphilosophische Arbeitsgemeinschaft, die er bis zu
seinem Tod leitete. Nach 1933 verfolgte ihn das nationalsozialistische Regime mit Arbeitsverbot und Haft.
Nach dem Zweiten Weltkrieg sah Herman Weidelener seine Aufgabe darin, über den materiellen Neubeginn hinaus auf eine geistige Erneuerung hinzuarbeiten. Neben seinen Hauptarbeitsgebieten –
Religionsphilosophie, Mythos, Sprachphilosophie und Forschungen zu einer zeitgemäßen Sicht des Neuen Testaments – entwickelte er daher die Meditation zu einem zentralen Element geistiger
Erkenntnis.
In zahlreichen öffentlichen Vorträgen, die während der Jahre 1950 bis 1972 in Augsburg, München und Stuttgart gehalten wurden, entstanden so Vortragszyklen auch über Inhalt und Praxis der
Meditation. Aus philosophischer Sicht knüpfte Herman Weidelener dabei an Friedrich Nietzsche und Martin Heidegger an. Gab Nietzsche seinem letzten Werk »Ecce homo« den Untertitel: »Wie man wird,
der man ist«, so ist für Heidegger »Mensch-Sein« bestimmt durch Möglichkeit. Gemeint ist hier die Möglichkeit, durch Erkenntnis, Wille und Einübung sich selbst zu schaffen, zu werden, der man
ist. Um dieses Werden handelt es sich in der Schulung Herman Weideleners, die mit Büchern einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Meditation wird hier als Mittel aufgefaßt, zu
der Mitte vorzudringen, die »Ich« in Wirklichkeit bin und dem Versuch, von dieser erfahrenen Mitte aus, Seele und Leib mit Bewußtsein zu durchdringen und zu einer ganzheitlichen Lebensgestaltung
zu gelangen.
Herman Weidelener starb am 17. November 1972.